XJ650 Turbo Harlekin von Georg

 

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Von Georg Horn, dessen XJ650-Turbo ich beim Stöbern im Web auf der
folgenden Seite http://koblenz-net.de/~horn/turbo-mf02/ gefunden habe,
erhielt ich folgenden Erfahrungsbericht:

Eieiei, das ist eine laaange Geschichte. Leider habe ich die nicht
zusammenhaengend schriftlich dokumentiert und fotografiert, das waere
sicher ein interessanter Beitrag fuer Deine Website. Ich habe allerdings
des oefteren in der Usenet-Newsgroup de.rec.motorrad darueber berichtet
und um Rat gefragt, in groups.google.com sollte man das finden koennen
(Nach Postings von Georg Horn mit dem Stichwort Turbo in de.rec.motorrad
suchen).

Die Kurzfassung: Meine Turbo hat vorher einem Bekannten gehoert, der
einen Turboladerschaden hatte und die Kiste ob des Preises eines Neuteils
(der Lader kann laut Yamaha-Handbuch nur ausgetauscht werden und kostete
ueber 4.000 DM damals) abgemeldet und 5 Jahre stehen lassen. Ich habe sie
dann fuer 500,- DM gekauft, nur um mir von der Turboladerwerkstatt sagen zu
lassen, dass es fuer den Lader keine Ersatzteile gibt. Neu ist er mittlerweile
garnicht mehr lieferbar, und gebrauchte Maschinen haben meist einen defekten
Lader... Also habe ich einen anderen Lader der Marke IHI gekauft und die
Auspuffanlage zersaegt und umgebaut, so dass der IHI-Lader reinpasste.
Der rechte Auspuff, durch den der Auslass des Wastegates geht, fiel dadurch
weg, das geht nun mit durch den linken Topf, und die Flansche am Sammler und
dem linken Auspuff wurden abgesaegt und durch neue, selbergefraeste, die an
den neuen Lader passen, ersetzt. Sollte jemand einen rechten Topf suchen,
ich haette da einen abzugeben...

Das ganze funktioniert sogar, und nach Aussage des Vorbesitzers mit durchaus
aehnlicher Leistung wie mit dem Original. Auf einem Pruefstand war ich zwar
noch nicht, aber die Kiste geht schon halbwegs ordentlich.

Dass es nebenbei noch die ganzen Standschaeden wie verrosteten Tank, verharzte
Vergaser, defekte Schimmernadelventile usw. zu beheben galt, erzaehle ich
lieber garnicht.

Generell schaetze ich mal, dass der Lader eine Lebenserwartung von 40 oder 50
tkm hat (meiner war bei 49 verreckt). Man kann eine simple Pruefung machen,
indem man den linken Auspuff und/oder auf der rechten Seite den Ansaugschlauch
vom Lufi zum Lader abnimmt, und vooorsichtig mit dem Finger an den Turbinen-
raedern prueft, ob die sich gaaanz leicht drehen, und ein wenig Spiel haben.
Allerdings nicht so viel, dass sie am Gehaeuse schleifen. Laesst man den Motor
laufen, muss die Turbine auch im Standgas schon leicht und gleichmaessig
drehen, nicht etwa ruckartig oder erst beim Gasgeben. Beim Abstellen sollte
sie nicht ruckartig stehen bleiben sondern gleichmaessig auslaufen. D.h. die
Turbine muss absolut beruehrungsfrei laufen (schwimmend gelagert), sonst frisst
sie sich innerhalb weniger Kilometer selber auf. Wenn man Verdachtigkeiten wie
Oelverbrauch, Rauch oder spaeteren Ladereinsatz als gewiehnlich merkt, wird's
hoechste Zeit.

Turboladerwerkstaetten (gute jedenfalls) koennen den Lader noch neu lagern und
auswuchten, hat er aber schon ernste Schaeden wie meiner (Welle gebrochen) gibt
es keine E-Teile und man muss umbauen. Auf Anfrage kann ich die Adresse von
einer Turbo-Werkstatt und einer guten Yamaha-Werkstatt, die mir das Ding super
eingestellt hat, mitteilen (nein, ich verdiene nix daran).

Meine hat nun mit dem neuen Lader 16tkm gelaufen (insgesamt 65tkm) und
funktioniert noch, ich denke es waere ein guter Trick, den Lader alle 30 oder
40 tkm zu pruefen oder gar in einer Werkstatt auf Spiel und Unwucht testen zu
lassen. Wenn er einmal hin ist, wird's halt teuer und kostet viel Arbeit.
Erfahrungen von anderen Turbo-Fahrern, die auch mal ein paar Kilometer auf der
Uhr haben, waeren hier hilfreich. Ich fahre normales mineralisches Oel
in 15W40 und wechsle das alle 6tkm. Man sollte den Lader ein wenig warmfahren
(ich personlich fahre die ersten 3-5km wenn moeglich ohne Ladereinsatz,
also unter 4-5krpm) und vor allem vor dem Stop wieder "kaltfahren". D.h. nicht
Vollgas ueber die Bahn knallen und dann raus auf den Rastplatz und Motor aus.
Der Lader wird innen bis zu 800 Grad warm, und wenn man dann den Motor
abstellt, kann das Oel verkoken und festbacken, was dem Lager garnicht wohl
bekommt. Also auch den letzten Kilometer wieder ohne Ladereinsatz fahren
und/oder noch eine halbe Minute oder so im Stand laufen lassen.

Dann habe ich mittlerweile noch Koni-Stossdaempfer (gluecklicherweise neue
bei eBay gefunden) und Wirth-Gabelfedern eingebaut. Mit den Wirth-Federn
kann ich auf die Luftunterstuetzung der Gabel verzichten, wovon ich mir
erhoffe, dass das eine ewig undichte Gabelbein dann dicht bleibt. Die Luft
drueckte mir ewig das Oel heraus, auch nach mehrfachem Wechseln des Simmerings.

Stahlflexleitungen liegen schon bereit, aber bevor ich die einbaue, suche
ich noch eine Bremspumpe mit kleinerem Kolbendurchmesser. Das habe ich an
meiner TR1 gemacht, die hat original eine 16mm Bremspumpe, und mit der jetzt
montierten 14mm Pumpe und Stahlflex bremst sie endlich mal vernuenftig.
Hier suche ich noch Hinweise, wie gross die Originalpumpe der XJ ist, und was
es passendes mit 1-2mm kleinerem Kolbendurchmesser gibt.

Ja, und letzten Winter habe ich dann einen Rappel bekommen, und die
Verkleidung in den Farben des Polo-Harlekin lackieren lassen. :-)
Auf http://koblenz-net.de/~horn/turbo/ kann man sehen, wie sie vorher aussah. Diese Lackierung war aber auch schon nicht mehr original.

Ich wäre interessiert, andere XJ-Turbo-Fahrer kennen zu lernen. Sie können sich gerne unter horn@koblenz-net.de melden.

Gruss,
Georg,

PS: Das ist ja nun doch eine rechte Abhandlung geworden, wenn Du magst, kannst
du obigen Text ja auf Deine Website packen.

Vielen Dank nochmals für Deine ausführliche e-mail dazu, da erübrigt sich jeder Kommentar. Ein Harlekin ist ein Wort aus dem fr.-it. Sprachraum, mit dem Dantes Höllenfigur Alichino, auf deutsch Hanswurst, Sprungspinne oder Bärenschmetterling genannt wird. Eine Harlekinade ist eine Possenreißerei.


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letztes Update am 17.12.2002